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Kurzbericht von der FSMA Tagung in Minneapolis, USA, im Juni 2012

Vom 21.-24.Juni 2012 fand die 28.FSMA-Konferenz in Minneapolis, USA, statt. Neben dem Treffen für die SMA-Familien kommen auch die Forscher und Ärzte zusammen, um sich über die Neuigkeiten bei der Suche nach einer Therapie für SMA auszutauschen. Nachfolgend ein kurzer Überblick vom Treffen des 16.SMA-Forschungsgruppen-Meetings bezüglich des Forschungsstandes.

Bericht von der 16. Families of SMA (FSMA) Forschungskonferenz im Sommer 2012 –Ansätze für eine zukünftige Therapie der SMA

Ende Juni fand in diesem Jahr die 16. Internationale SMA-Forschungskonferenz in Minneapolis im Bundesstatt Minnesota in den USA statt. Diese Tagung wird jährlich von der Patientenorganisation Families of SMA (FSMA) an wechselnden Orten in den USA veranstaltet, um Familien aus verschiedenen Regionen die Teilnahme zu ermöglichen. Parallel zu einer Patiententagung findet auch das weltweit größte Treffen von SMA-Forschungsgruppen statt. Diese Tagung fördert die Interaktionen zwischen den Teilnehmern, so daß gemeinsame Projekte geplant werden können. Da sowohl klinische Gruppen als auch akademische und Forschungsgruppen aus der Industrie teilnehmen, ist ein enger und interdisziplinärer Austausch gewährleistet. Eine Besonderheit ist aber auch die gute Kontaktmöglichkeit mit den Familien.

In einer Reihe von Vorträgen zu Beginn wurde auf den aktuellen Stand der Therapie-Entwicklung bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen eingegangen. Daraus lassen sich Lehren für eine mögliche Therapie der SMA ziehen. Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist ebenfalls eine neurodegenerative Motoneuronenerkrankung, die allerdings bei Erwachsenen erstmals auftritt und auch in vielen Fällen keine klare genetische Ursache aufweist. Mit Riluzol steht seit einigen Jahren ein zugelassenes Medikament zur Verfügung, das allerdings das Überleben der Patienten nur um durchschnittlich 3 Monate bei einer Erkrankungsdauer von etwas vier bis fünf Jahren verlängert. Ein weiterer Wirkstoff (Dexpramipexol) wird in einiger Zeit zur Verfügung stehen, der sich noch in der klinischen Erprobung befindet. Aber auch hier sind noch nachfolgende Studien erforderlich. Leider erfordern sowohl die vorklinischen als auch die klinischen Studien mehrere Jahre, bevor ein wirksames und sicheres Medikament zur Verfügung steht. In der vorklinischen Forschung werden Wirkstoffe gesucht, an Zellkulturen und an Tiermodellen der Erkrankung untersucht bevor Sicherheit, Dosis und Wirksamkeit an gesunden Probanden und Patienten getestet werden kann.

Für eine Therapie der SMA werden derzeit verschiedene Strategien verfolgt, die auf ganz unterschiedlichen Prinzipien aufbauen. Bei der SMA ist die Menge des funktionellen SMN-Proteins stark vermindert. Da das SMN1-Gen in den meisten Fällen fehlt, kann versucht werden, die Menge des SMN Proteins durch Aktivierung des SMN2-Gens zu erhöhen. Leider wird von diesem Gen nur ein unvollständiges Protein gebildet, welches aber instabil ist. Mit Antisense-Oligonukleotiden (ASOs) soll genau dieser Fehler korrigiert werden. Zurzeit werden verschiedene ASOs präklinisch getestet. Das ist ein durchaus erfolgversprechender Ansatz für eine zukünftige Therapie.

Auf der FSMA-Tagung wurden mehrere Studien zur Wirkung von Valproat (auch zusammen mit L-Carnithin) und Salbutamol vorgestellt. Leider zeigen die Studien mit Valproat deutlich, daß dieser Wirkstoff für eine SMA-Therapie nicht erfolgreich genutzt werden. Salbutamol führte durchaus zu einer Erhöhung der Boten-RNA für SMN gegenüber den Placebo-Kontrollen in einer Phase II – Studie. Leider zeigten sich aber in dem einjährigen Untersuchungszeitraum keine Unterschiede in der Motorik zwischen Kontrollen und Patienten.

Eine weitere Strategie ist die Erhöhung der SMN-Menge durch Einschleusung der genetischen Information für SMN mit Hilfe viraler Genfähren. Damit befassen sich mehrere Gruppen. Das Virus kann grundsätzlich in die Muskulatur, in das Blutgefäßsystem oder in den Liquor injiziert werden. Diese Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit umspült das Nervensystem, und die Viren können von angrenzenden Zellen aufgenommen werden. Die Ergebnisse zeigen zusammenfassend, daß im SMA-Mausmodell sich durchaus starke Verbesserungen der Motorik und des Überlebens ergeben. Besonders wirksam schein dient Injektion der Viren in den Liquorraum zu sein. Die verwendeten Viren können auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden, wie Versuche zeigen, bei denen das Virus in das venöse System gegeben wurde.

Prof. Dr. Peter Claus,
Institut für Neuroanatomie,
Medizinische Hochschule Hannover